Rezension: bleiben

bleiben - Judith W. Taschler

Beschreibung des Verlages:
Mit "Die Deutschlehrerin" gewann Bestseller-Autorin Judith W.Taschler den renommierten Friedrich Glauser-Preis. In ihrem neuen Roman gelingt ihr abermals das Kunstwerk, literarisches Niveau mit klarer, unverwechselbarer Sprache zu verbinden. Eindrucksvoll schreibt sie über die großen Themen im Leben, wie Liebe und Verrat, Tod und Vertrauen.
Es ist eine kurze, zufällige Begegnung auf der Reise nach Italien: Max, Paul, Felix und Juliane – vier junge Leute, voller Träume für die Zukunft, treffen im Nachtzug nach Rom aufeinander.
Juliane und Paul werden heiraten, Max und Felix sich auf eine Weltreise begeben.
Nach zwanzig Jahren trifft Juliane Felix zufällig in einer Galerie wieder und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die er jedoch ohne jede Erklärung abbricht. Erst Monate später erfährt Juliane - ausgerechnet von ihrem Mann - den Grund.
Die Wahrheit ist furchtbar und lässt das Leben aller eine dramatische Wendung nehmen.
 
Meine Meinung:
Das eindrucksvolle Cover und diese fantastische Rezension haben mich auf "bleiben" aufmerksam werden lassen und als ich mir dann den Buchtrailer angeschaut hatte, was ich sonst selten mache, war es um mich geschehen. Auf meine Anfrage hin liess mir der Verlag ein Rezensionsexemplar zukommen, was mich von Herzen freute.
Aber was ist "bleiben"? "Bleiben" ist ein Drama und eine Liebesgeschichte, ein Buch über Kunst und Musik, Freundschaft, Verlust, Verrat und Verzeihen.
Vier junge Menschen treffen sich im Nachtzug nach Italien. Sie kennen sich nicht und nehmen trotzdem - einige ohne es zu wissen - Einfluss auf das Leben eines jeden anderen. Von meinen vielen Zugreisen weiss ich, wie spannend und magisch eine Fahrt durch die Nacht sein kann. Nicht auszudenken, wenn ich mich plötzlich in einer ähnlichen Geschichte wiederfinden würde.
Aus der Sicht eines jeden Protagonisten wird abwechslungsweise vom Sommer 2015 und Winter 2015, zwei schicksalshaften Jahreszeiten für alle vier Figuren, berichtet. An eine mehrheitlich anonyme Person und somit auch irgendwie an den Leser wird diese Erzählung gerichtet und so baut sich bereits innerhalb der ersten Sätze ein Sog auf von Erinnerungen, Geschichten, Begegnungen und Schuld.
"bleiben" hat mich von der ersten Seite an gefesselt,  "bleiben" hat mich erschüttert und geschockt, zum Nachdenken und Weinen gebracht und lässt mich doch an die Liebe und die Macht der Freundschaft glauben. Daran, dass man Fehler machen kann, daran, dass man nicht alle Konsequenzen seiner Handlungen und Entscheidungen vorhersehen kann, aber auch daran, dass man die Verantwortung für diese Konsequenzen tragen muss, auch wenn man dabei fast zerbricht.
 
Schreibstil und Handlung:
Wie bereits erwähnt, hatte dieses Buch eine totale Sogwirkung auf mich. Nicht nur die Sprache war brillant, auch die Handlung machte Lust auf mehr und mehr und ich konnte "bleiben" kaum mehr aus der Hand legen. Tat ich es doch, spann mein Kopf die Geschichte weiter, vertiefte ich mich wieder ins Buch, war ich vom ersten Satz an erneut gefesselt und mitten im Geschehen.
Vier Personen erzählen. Vier Personen, deren Gedanken von einer Autorin gesteuert und wiedergegeben werden. Und doch könnten diese vier Personen unterschiedlicher nicht sein. Obwohl wir "nur" vier Erzählungen lesen, werden doch vier unterschiedliche Persönlichkeiten geschaffen, vier Lebensgeschichten erzählt. Vier Bilder gemalt. Judith W. Taschler ist mit dieser Art des Schreibens wahrlich ein Meisterstück gelungen.
Und was erzählt wird, inhaltlich, dramaturgisch, sprengt den Rahmen des bisher Dagewesenen. Unendlich viel Atmosphäre, Spannung und Poesie vereinen sich mit Tragik, Unglück und Entscheidungen, die so vielleicht besser nie hätten getroffen werden sollen. "bleiben" ist anders, "bleiben" überwindet und umgeht Genregrenzen und "bleiben" überzeugt und begeistert mit jedem Wort.
 
Meine Empfehlung:
Weil dieses wunderbare Buch so viel Menschlichkeit beinhaltet und davon absieht, moralisch zu argumentieren, weil dieses Buch so fantastisch geschrieben, diese Geschichte so magisch und sprachgewaltig erzählt ist und weil die Handlung mich restlos überzeugt, berührt, schockiert und erschüttert hat, empfehle ich euch "bleiben" uneingeschränkt weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: bleiben
Autorin: Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, ist im Mühlviertel aufgewachsen. Nach einem Auslandsaufenthalt und verschiedenen Jobs studierte sie Germanistik und Geschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in Innsbruck und arbeitete einige Jahre als Lehrerin. Mittlerweile ist sie freie Schriftstellerin. Der Debütroman „Sommer wie Winter“ erschien 2011. Mit ihrem zweiten Roman "Die Deutschlehrerin" gewann sie 2014 den renommierten Friedrich-Glauser-Preis. Zurzeit arbeitet die Autorin an ihrem sechsten Buch.
Sprache: Deutsch
Fester Einband mit Schutzumschlag: 256 Seiten
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen:  01.09.2016
ISBN: 978-3-426-28132-1 

3 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    ich freue mich SEHR, dass du so begeistert von "bleiben" bist und dir das Buch auch so gut gefallen hat! Da freue ich mich umso mehr, dass meine Rezi dich dazu gebracht hat =)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Ja, ich muss ehrlich sagen: dir vertraue ich blind, was Bücher anbelangt. Wenn mir das Genre passt und du begeistert warst, wandert das Buch unbesehen auf die Wunschliste.

      Alles Liebe dir
      Livia

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  2. Liebe Livia,

    eigentlich war ich der Meinung, ich hätte Dir hier bereits vor Wochen einen Kommentar hinterlassen, aber da lief wohl etwas schief. Jedenfalls bin ich nun erneut hier, denn mit Deiner schönen Rezi hast Du mich damals sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, sodass ich es bei meinem "Wunsch-der-Woche-Beitrag" ausgewählt habe. Deine Rezension habe ich verlinkt und hoffe, das ist okay für Dich :)

    Liebe Grüße
    Diana

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