Kleopatrafalter

Kleopatrafalter, Pierre Chiquet

Klappentext:
"Dass sie nicht fluchte, nicht tobte, nicht schrie, nicht wütete, war zu viel, was auf die jungen Männer, die im Gras kauerten, einstürzte, zu viel Unfassbares und Unerklärliches, was ihre Augen einfach hinnehmen mussten. Fast gleichzeitig krochen sie ein Stück zurück, erhoben sich und gingen schweigend den Weg urück in das Dorf und sahen sich nicht an, blickten vor sich in das Leere, als müssten sie ihre ganze Kraft darauf verwenden, ihren Verstand zusammenzuhalten."

Kleopatrafalter erzählt die zauberhaft verspielte Geschichte einer verwunschenen Liebe.

Inhalt:
Alles beginnt mit der fröhlichen, bunten Mütze, die der Ich-Erzähler im Garten vor dem Haus, in dem er gerade ein Buch zu schreiben versucht, langsam auftauchen sieht. Die Mütze gehört Ungerer, der den Garten auf seine schweigsame und gemächliche Art bestellt und herrichtet, während der Erzähler sich mit seiner Familienchronik und poetischen Gedankengängen zum Kleopatrafalter, welcher an der gegenüberliegenden Wand hängt, herum schlägt. Aber mit dem Buch geht es nicht vorwärts, kein Wort wird zu Papier gebracht und Ungerer beginnt, sich für den Autor und dessen Projekt zu interessieren. Er besucht ihn in seiner Schreibstube mit Blick auf den Garten und der Erzähler wird zum Zuhörer der Geschichten vom langsam auftauenden Ungerer, welche alle irgendwie durch die Mütze geprägt und miteinander verbunden sind. Und plötzlich legt sich der Schreibstau des Schreibers und Fiktion mischt sich mit den Erzählungen von Ungerer, mit Familienchroniken und den tiefen und zärtlichen Gefühlen des Autors zu einer rotgekleideten Frau. Teilchen für Teilchen setzt sich das fragile Puzzle zu einem liebevollen Ganzen zusammen und wird doch nie ganz durchsichtig und greifbar sondern lässt Raum für Spekulationen und Träumereien. Und genau so, wie die ganze Geschichte eine Art poetisches Traumgebilde basierend auf innigsten Gefühlen und grösster Fantasie bleibt, werden auch die Figuren zwar sehr detailliert beschrieben, aber immer durch einen Schleier hindurch betrachtet, was sie aber nie der nötigen Tiefe beraubt oder sie gar oberflächlich wirken lässt.

Meine Meinung:
Das Buch Kleopatrafalter, welches mit "Ein kleiner Roman" untertitelt ist, will nicht weniger und nicht mehr sein, als es ist: ein wunderbares und unfassbar poetisches Meisterwerk auf höchstem literarischen Niveau. Ein kleiner Roman für eine Nacht, welchen den Leser aber sicher noch weit über die eine Nacht hinaus beschäftigen und verzaubern wird. Von zärtlicher Hand entworfene Wortmalereien werfen erfrischende Schatten bis in die Seele des Lesers hinein und zeigen auf, welche Macht und welche Stärke geschriebene Worte haben können. Eine Liebeserklärung an das Schreiben an sich und den bezaubernden und verzaubernden Umgang mit Wörtern und Bildern vereinen sich in diesem Buch. Und ich frage mich wirklich, warum dieses Buch noch nicht Pflichtlektüre an jedem Gymnasium geworden ist.
Ich lege euch allen diese Geschichte wärmstens ans Herz und hoffe, dass sie auch bei euch einen Platz dort finden wird.

Zusätzliche Daten:
Autor: Pierre Chiquet
Gebundene Ausgabe: 158 Seiten
Verlag: bilgerverlag
Sprache: Deutsch
ISBN 9783908010852

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